Die Wölfe

Ahuuu, uuuuhhh, uhhhhh, Grrrrrrrr….. Weiche…das ist meine Wasserstelle und ich beanspruche dieses Territorium,… ähhh, was???? Warum baust Du hier eine Höhle und was soll das mit den anderen Alphawölfen?? Du willst mich doch hier nicht verdrängen, oder was? Halt, nein…. Das ist echt gemein!!!!!

So geht es normalerweise im wilden Westen zu, oder auch bei „Die Wölfe“ von Skellig Games. Unser letztes Area Control was wir mit der Familie gespielt haben, was sich auch vom Thema und der Optik wohltuend hervortut.

Liebe Leserinnen und Leser, wo ist nur die Zeit geblieben? Zwischen Corona-Wirren, Nachholbedarf an kulturellen und persönlichen Erfahrungen und Aktivitäten ist fast ein ganzes Jahr vergangen, seit ich meinen letzten Eintrag im Blog veröffentlich habe. Dazwischen ist eine Menge passiert (u.a. die Veränderungen der Nutzung von Twitter und Mastodon…..), die das Brettspielthema und die geliebte Brettspiel-Bubble ein wenig „auseinandergerissen“ hat. Nun ist es etwas ruhiger geworden auf Twitter und auch die Beiträge, aber auch die eigene Nutzung wurde etwas „zurückgefahren“. Gleichwohl hat mir die Spiel 2022 wieder die ursprüngliche Freude zurückgebracht und auch auf die Spiel 2023 freue ich mich ungemein und werde von Freitag auf Samstag vor Ort sein. Aber genug der Vorrede und rein in die Meinung zu „Die Wölfe“.

Um was geht es?

Die Wölfe habe ich zuerst in der Vorbereitung und der Listendurchschau zur Messe 2022 auf dem Schirm gehabt. Hier gab es einen kleinen Stand und da das Ganze auf Englisch war und die Plätze alle belegt, war es dann doch eher ein kurzer Blick, der mich ob der schönen gestalterischen Art, aber auch der Thematik (Area-Control) nicht mehr ganz losgelassen hatte. Area Control Spiele muss man mögen und man braucht auch Mitspielende, die das wegnehmen von Gebieten und dergleichen sportlich und nicht persönlich nehmen. Neben „Die Siedler von Catan“ und auch solch schwere „Klopper“ wie „Root“, „Scythe“ und dergleichen ist es immer etwas schwierig, familienfreundliche Spiele diese Genres zu finden, bei denen man von Spiel zu Spiel reinwachsen kann. Schlussendlich geht es um Kontrolle von Regionen zu gewissen Zeiten (Mondphasen), zu denen ich später noch eingehen werde. Siegpunkte werden durch „freispielen“ von Plätzen auf dem Spielertableau, erhaltene Siegpunktmarker, Wertungen an den Wasserstellen und Beutetiere (ebenfalls auf dem Spielertableau abgetragen) erreicht.

Für wen ist es geeignet?

Laut Angabe für 2 – 5 Spieler (Regionstableaus beidseits nutzbar), rund 75 Minuten und ab 14 Jahre. Durch die gut bebilderte Anleitung, die hervorragend gemachten Spielerhilfen und das an sich simple Spielprinzip ist das Spiel unserer Meinung nach bereits ab 12 uneingeschränkt zu empfehlen und die Altersangabe ab 14 suggeriert eine Komplexität, die das Spiel nicht hat. Das heißt aber nicht, dass das Spiel langweilig und ohne Lernkurve ist. Das ist es auf keinen Fall. Vielmehr möchte das Spiel von mal zu mal herausfordern und die Möglichkeiten neu eingesetzt wissen (so haben wir z.B. das Element des „Verdrängens“ erst beim zweiten Spiel überhaupt eingesetzt und dies kann durchaus sehr taktisch genutzt werden).

Wie wird es gespielt?

Das Spiel kann sich langsam, aber auch sehr schnell entwickeln. Thematisch macht es alles richtig und unser Rudel ist am Anfang noch recht klein. Durch „Anheulen“ von „Lonely Wolfes“ können wir unser Rudel vergrößern und durch die Errichtung von „Bauen“ spielen wir verbesserte Fähigkeiten (Rudelausbreitung, Wolfsgeschwindigkeit, Heulreichweite – Attribute genannt) frei. Aber nur, wenn der Bau auch an einer Wasserquelle steht, kann dieser zu einer Höhle aufgewertet werden. Durch Aktionen ist man eigentlich arg beschränkt, jedoch kann man durch den Erhalt von Zusatzaktionen ein wenig mehr aus seinem Zug herausholen. Die Aktionen sind im Groben: Bewegen, Baue graben, Bau zu Höhle aufwerten, Heulen, Dominieren und Jagen. Hört sich nach mächtig viel und komplex an, ist es aber dann glücklicherweise nicht. Bewegen tut man sich durch das „Drehen“ der eigenen Plättchen. Dies sind Gebietsterritoriumsmarker und je nachdem, was ich gedreht habe, steht mir die passende Aktion beim nächsten Spielzug zur Verfügung, oder eben auch nicht. Der Fortschritt des Spieles richtet sich nach dem „Füllen“ der Felder auf dem Mondkalender und je nachdem, wie viele Spieler dabei sind, läutet eine(r) das Spielende ein. Auch das modular aufgebaute Spielbrett richtet sich nach der Anzahl der Spielenden und bietet somit eine angepasste „Konfliktsituation“ der rivalisierenden Wolfsrudel. Das Spielende kann sich durch das „belegen“ der Felder auf einmal ganz schnell ergeben und am Schluss heißt es wie so oft: Mir haben noch 1-2 Züge gefehlt, dann…. Und genau dieser Satz ist wichtig, denn das heißt, dass das Spiel ausgewogen und gut ausbalanciert ist.

Was gefällt uns an dem Spiel?

Das Spiel ist weder komplex, noch abstrakt. Mehrere Wölfe bilden ein Rudel, die Anführer sind die Alphawöfe. Die normalen Wölfe weichen den fremden Alphawölfen. Jede Wolfsart hat sich Ihrem natürlichen Territorium angepasst und ist dort besser (5 Rudel, die eine gewisse Gebietsdominanz aufweisen und dadurch ein Plättchen mehr dieser Region besitzen und somit dort besonders stark sind). Die Anleitung ist sehr gut aufgebaut, das Spiel einigermaßen schnell aufgebaut (zu beachten sind die Regionsseiten und die Anzahl der Regionstableaus je nach Spieleranzahl). Durch die Spielerhilfe ist fast alles sehr gut erklärt und abgedeckt (außer dem Teil der Belegung eines Platzes mit Verdrängung und dergleichen, hier muss man dann in der Anleitung nachlesen). Die Optik ist selbsterklärend und die Haptik vollkommen ausreichend. Die Holzmarker sind von guter Qualität. Das Spiel hat trotz diverser taktischen Möglichkeiten keine große Downtime und ist recht flott gespielt. Die Thematik ist gut im Spiel widergegeben. Durch das aussuchen von welchen Feldern ich die Baue nehme, kann ich meine Attribute verbessern und zusätzlich entweder Gelände- oder Bonusaktionsmarker „freispielen“.

Was gefällt uns eher nicht so gut?

Das Spiel kann recht schnell vorangetrieben werden, indem Wölfe verdrängt, Baue zu Höhlen aufgewertet und Einsame Wölfe durch eigene ersetzt werden. Alle entfernten Bestandteile landen auf dem Mondkalender und lösen je nach Position eine Wertung des, bzw. der entsprechenden Gebiete aus. Einerseits ein cooler Mechanismus, der das Spiel nicht in die Länge zieht, auf der anderen Seite jedoch nicht das Gefühl eines sich entwickelnden und ausbreitenden Wolfsrudels aufkommen lässt. Auch die Regionswertung (erst Sichelmond, dann Halb-, dann Vollmond) führt zu ständig wechselnden Verschiebungen der Wölfe und wer es taktisch angehen möchte, konzentriert sich ggfs. gleich auf die Halb- und Vollmondphasen und stärkt dort sein Rudel. Somit ist es dann für andere schwerer dort Fuß zu fassen, wenn man sich z.B. nach den Mondphasen mit seinem Rudel bewegt. Auch ist es durchaus möglich, dass sich 2, oder mehr gegen einen Mitspielenden verbünden und durch Verdrängung und Platzbelegung einen Strich durch dessen Rechnung machen. Aber das ist ja eigentlich bei allen Area-Control-Spielen der Fall. Durch die schiere Belegung des Planes mit den diversen Spielemarkern und auch der vor sich zu drehenden Geländeplättchen ist man neben der Planung der eigenen Züge auch ständig am schauen, was die anderen machen. Somit wäre ständig zu überprüfen, was wer wann wie gemacht hat (Schummler hätten hier klar einen Vorteil, aber wer schummelt denn schon und vermiest sich und anderen dieses schöne Spiel?). Zu guter Letzt lässt sich sagen, dass das Freispielen von Attributen keinen nennenswerten Vorteil bringt, außer der Dominanz auf dem Spielplan. Die Anzahl der Aktionen ist auf 2 begrenzt (außer man nutzt die Aktions-Bonusmarker) und man kommt auch mit einer Rudelausbreitung von 2, einer Wolfsgeschwindigkeit von 3, und einer Heulreichweite von 2 durchaus weit. Ein wenig mehr reicht schon in der Regel aus und zum freispielen von Siegpunkten auf den Spielertableaus bei den Attributsfeldern sind wir bei unseren 2 Partien nicht gekommen. Hier sind die Punkte der Höhlen, Beute und Anzahl der eingesetzten Wölfe schon attraktiver.

Fazit:

„Die Wölfe“ ist ein schnell erlernbares, taktisch spielbares Area Control mit einer guten Lernkurve, was sich sehr gut mit der Familie spielen lässt. Neben dem hübsch aufbereiteten und im Spiel verankerten Mechanismus der Gebietsausbreitung kommt keine Langeweile auf. Das ständige taktieren um Plätze, Verdrängung, Rudelerweiterung und Festigung der eigenen Vorherrschaft macht dieses Spiel unglaublich thematisch und attraktiv. Dazu kommt, dass das Spiel einfach zu erklären ist und trotz diverser taktischer Möglichkeiten keine große Downtime hat. Die Aktionen sind klar umrissen und meiner Meinung nach könnte es gerne einen Ableger dieses Spieles geben, welcher länger dauert und sich langsam ganz „entfalten“ kann. Nichts desto trotz ist es ein richtig gutes Spiel, was einen klasse Einstieg in das Thema Area Control bietet. Dazu die tolle Optik und das grafisch toll aufbereitete Thema der Wölfe.

Platzierung von uns: 8 von 10 möglichen Punkten und Danke an Skellig Games, die bei der Übernahme der Lokalisierung wieder mal das richtige Händchen bewiesen haben. Unser Exemplar haben @f_dice55 und ich bei „Bad Nauheim spielt“ dieses Jahr am Stand von Skellig Games mitgenommen und wir und ich hoffen, dass dieses Spiel noch viele Freunde finden wird.

Danke an Aswin Kamath & Clarence Simpson, den Autoren dieses Spiels und an Pauliina Linjama für die tolle Grafik

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